Stilles Mäuschen, Marktschreier oder irgendwas dazwischen?
In fast jedem Website-Kick-Off passiert derselbe Moment:
Ich frage nach dem Marketing und sehe schon, wie ein Auge anfängt, nervös zu zucken (okay bisschen übertrieben, aber you get the point). Viele erzählen mir, dass sie „nicht so gut in Sichtbarkeit sind“. Doch eigentlich heißt das: Sie wissen nicht, wie sie ihr Marketing angehen sollen. Das ist völlig okay.
Aber: Eine Website funktioniert ohne Marketing so gut wie nie. Wenn niemand Traffic draufschickt (aka Marketing macht), kann sie nicht performen. Und das ist nicht nur für mich frustrierend, sondern auch für die andere Seite maximal deprimierend.
Ich bin sowas von überzeugt, dass es für jede Person das passende Marketing gibt, man nur die richtigen Kanäle und Messages finden muss. Und wenn man nach zwei Jahren am Markt sagt, dass man sich halt einfach nicht wohl damit fühlt, ständig auf Linkedin oder Instagram zu posten, hat man sich entweder nicht mit Marketing beschäftigt oder es einfach nicht kapiert. Marketing ist nämlich mehr als „4x pro Woche auf LinkedIn erzählen, warum man super geil und das Angebot auf jeden Fall gekauft werden muss“.
Wie findet man sein eigenes Marketing?
Ich würde damit anfangen, mal aufzulisten, was man schon probiert hat und wie sich das angefühlt hat. Womit fühlt man sich grundsätzlich wohl?
Oder etwas plakativer: Ist man ein stilles Mäuschen, das sich darauf konzentriert, Blogposts zu schreiben und die Leute zu sich kommen zu lassen oder ist man ein Marktschreier, eine Rampensau, die sich total wohl damit fühlt, sich eine Kamera ins Gesicht zu halten und täglich Instagram-Stories zu posten?
Keine der beiden Versionen ist richtig oder falsch, es kann sich nur individuell so anfühlen. Und wenn man die komplette Marketing-Landkarte gar nicht kennt, kann man gar nicht herausfinden, was passen könnte. Deshalb lass uns mal reingehen:
Marketing für Stille Mäuschen
Stille Mäuschen sind nicht einfach nur „leise“.
Sie haben Stärken, die im Marketing oft unterschätzt werden: Tiefgang, strategisches Denken, Konsistenz und die Fähigkeit, Inhalte zu produzieren, die wirklich Substanz haben. Sie müssen nicht dauernd laut nach draußen gehen und zu jeder Möglichkeit möglichst vielen Menschen zu erzählen, warum ihr Angebot cool ist, um richtig gute Ergebnisse zu erzielen.
Sie arbeiten lieber im Hintergrund, dafür aber zuverlässig, detailorientiert und langfristig. Und genau dafür eignen sich Kanäle wie SEO, Newsletter, Ads, Blogs, Pinterest oder strategisches Networking hervorragend. Auch als externe:r Expert:in für Workshops oder Gastbeiträge dabei zu sein, kann perfekt passen.
Das sind die Disziplinen, bei denen Kontinuität mehr zählt als Lautstärke und damit über die Zeit Sichtbarkeit und Aufträge bringen.
Wichtig für stille Mäuschen ist, dass sie nicht endlos planen oder perfektionieren, sondern tatsächlich rausgehen… auf ihre Art.
Dass sie verstehen: Auch leises Marketing darf sichtbar sein. Und dass Sichtbarkeit nicht bedeutet, permanent im Mittelpunkt stehen zu müssen. Ihre Stärke liegt im Tiefgang, nicht im Entertainment-Faktor. Und das ist absolut valide.
Marketing für Marktschreier
Beim Wort Marktschreier hat man sofort ein Bild im Kopf. Ich denke zum Beispiel sofort Aale-Dieter, den Fischverkäufer vom Hamburger Fischmarkt.
Das sind die Leute, die Energie mitbringen, keine Scheu vor Sichtbarkeit haben und problemlos vor die Kamera springen. Sie sind schnell, spontan, unterhaltsam – und oft richtig gut darin, eine Community anzuziehen.
Für Marktschreier passen Kanäle wie Instagram, LinkedIn, TikTok, YouTube, Podcasts, große Networking-Events oder Bühnen wie die Faust aufs Auge. Alles, wo sie ihre Sichtbarkeit so richtig in die Hand nehmen können.
Sie spüren den unmittelbaren Hebel: „Ich haue etwas raus, die Menschen reagieren.“
Wichtig für Marktschreier ist, dass sie ihre Energie in klare Themen und eine saubere Strategie leiten, statt einfach nur „viel“ zu machen.
Dass sie Pausen einplanen, damit Sichtbarkeit nicht zu einem Dauerdruck wird. Und dass sie regelmäßig prüfen, ob der Output wirklich auf ihre Ziele einzahlt, statt auf die nächste Reaktion zu optimieren.
Marketing ist kein Entweder-Oder, sondern ein Spektrum
Klar, stille Mäuschen und Marktschreier sind jetzt ziemliche Extreme, aber wenn du weißt, in welche Richtung du tendierst, kannst du dein Marketing viel besser und so aufbauen, dass es sich für dich passend anfühlt.
Die Maßnahmen, die Mäuschen und Marktschreiern zur Verfügung stehen, siedeln sich auf einem Spektrum an. Manche Maßnahmen sitzen irgendwo in der Mitte, man kann Social Media auch ruhig angehen, man kann auch SEO betreiben, wenn man sonst 100% Marktschreier ist.
Das ist halt das Schöne: man muss sich nicht in eine Ecke zwängen lassen, sondern kann sich genau das rauspicken, was einem am besten liegt. Und das kann sich auch wieder ändern. Wichtig ist nur, dass man erstmal anfängt und insgesamt dranbleibt, statt einfach zu sagen „ich bin halt nicht so jemand, der so rausgeht“.
Marketing ist ein Skill, den man trainieren kann
Als ich mit dem Radfahren angefangen habe, waren meine ersten Touren richtig mies. Trotz wenigen Kilometern in flachem Gelände haben meine Schenkel gebrannt, als würde ich meine Beine gerade zum ersten Mal benutzen. Diese ersten Touren haben mich ehrlich gesagt dazu eingeladen, einfach wieder aufzuhören. Aber ich hatte ein Ziel: ich wollte „a pretty dang cool bike-woman“ werden. Mit jeder Tour wurde es besser und ich würde sagen, dass ich mein Ziel inzwischen erreicht habe. Ganz nebenbei fühlt sich Radfahren für mich inzwischen ziemlich natürlich an.
Genau so ist es auch mit dem Marketing: Der erste Post fühlt sich vielleicht noch maximal cringe an, der 1000. dafür gar nicht mehr. Beim ersten Blogpost fragt man sich noch, wen das eigentlich interessiert, wenn man nach einem Jahr ins Analytics schaut sieht man, dass es eine ganze Menge interessiert. Die erste Podcast-Episode ist gespickt mit „ähm“, „Dings“ und Pausen, erst mit der Zeit kommen Routine und Sicherheit.
Genau wie meine Radtouren kann man Marketing trainieren. Das Ding ist nur, dass man dranbleiben muss. Auch, wenn es am Anfang unangenehm ist, auch wenn sich nach 5x Machen keine Verbesserung einstellt. Es ist quasi Marathon-Training, um bei Sportbildern zu bleiben.
Ob Mäuschen oder Marktschreier, fang einfach an.
Frag dich mal, ob du eher leise oder laut bist. Womit du dich wohl fühlst. Und dann überleg dir, welche der einzelnen Disziplinen dir Spaß machen könnte und wo du langfristig zu einem absoluten Badass werden willst. Und dann leg los. Schreib den ersten Blogbeitrag, poste das erste Selfie, kauf dir ein Mikrofon, meld dich zum Event an, aktivier mal dein Netzwerk und frag, wo du deine Expertise mal zeigen kannst. Es gibt so viele schöne Möglichkeiten, Marketing zu gestalten, auch unabhängig von dem, was alle machen.
Deshalb: schreib doch mal eine Liste mit Marketing-Maßnahmen, die du gerne testen möchtest und pick dir eine davon für die nächsten 3 Monate raus. That’s it.

Hej, Sabrina hier!
Ich könnte dir hier erzählen, wie ich an den Punkt gekommen bin, Websites für andere zu bauen (Marketing-Karriere, 2016 in die Selbständigkeit als SEO-Beraterin gestartet und schnell gecheckt, dass es oft an den schlechten Websites, nicht am Marketing liegt. Praktisch, dass mir Webdesign eh viel mehr Spaß macht).
Ich könnte dir hier auch erzählen, was ich an meiner Arbeit am meisten liebe (kreativ sein, in andere Unternehmen reinschauen, der Blick, wenn ich zum ersten Mal eine Website zeige und sie einfach passt).
Ich könnte aber auch erzählen, was ich sonst gerne mache (über Island bloggen, reisen, Rad fahren, mit dem Hund durch den Taunus wandern).
Ich würd sagen, lern mich einfach kennen.
Professionell auf LinkedIn, random auf Instagram oder auf einen digitalen Kaffee.